Diese Rubrik „unter dem Strich“ gibt uns den Raum für Meinungen zur aktuellen Situation im Güterverkehr und in der Logistik. Oft ist diese nur nur auf Diskussionen über den Zustand der Autobahnen und auf Überholen durch LKW beschränkt, wir schlagen einen anderen Weg ein. Manchmal werden die hier erschienen Thesen und Meinungen nicht angenehm, manchmal sogar ein wenig unter der Gürtellinie sein. Aber diese Meinungen resultieren aus unseren langjährigen Erfahrungen auf dem Güterverkehrsmarkt und müssen nach unserer Auffassung gesagt werden.
Wir fangen mit einer positiven Nachricht an: die VCHD Cargo a.s. darf ihren Betrieb sowohl in Tschechien als auch in Deutschland mit ihrer Tochterfirma ohne große Einschränkungen weiterhin führen. Unsere Fahrer fahren Güter unserer Kunden auch in die sog. Risikoländer wie Spanien und Italien und wir sind nach wie vor in der Lage, Güter und Sendungen innerhalb von 48 Stunden überall in Europa zuzustellen.
Aber nun die negativen Nachrichten. Vermutlich haben Sie auch die Information bekommen, daß Transportunternehmen in Tschechien den Kollaps des Güterverkehrsmarktes fürchten – Fahrzeuge werden abgestellt, Fixkosten müssen bezahlt werden, Zahlungsfähigkeit einiger Kunden sinkt, es gibt nicht genug Geld für Gehälter und Fahrer werden entlassen. Auch wir bei VCHD Cargo spüren wir deutliche Abkühlung des Marktes als Folge der Maßnahmen gegen das Coronavirus, aber wir haben beschlossen, Fahrer nicht zu entlassen! Aber wir müssen auf eine wichtige Tatsache aufmerksam machen die nach unserer Meinung bisher nicht ausreichend thematisiert wurde:
Es sind Transportunternehmen, die jährlich die meisten Steuergelder in den Staatshaushalt abgeben. Dies können wir am Beispiel unserer Gesellschaft demonstrieren: VCHD Cargo s.a. hatte in 2019 einen Umsatz in Höhe von 28 Mio. EUR erzielt. Davon sind ca. 8,6 Mio. EUR in den Staatshaushalt geflossen. Die gesamtsteuerliche Belastung der Transportunternehmen machen in Tschechien mehr als 30 % des Umsatzes aus – das betrifft die Gewinnsteuer, alle zusätzlichen Verbrauchssteuern, die Maut sowie die Abgaben für die Sozial- und Krankenversicherung. Transportunternehmen fungieren oft zusätzlich als zinslose Banken: Ihr Zahlungsziel gegenüber dem Staat beträgt in der Regel 14 Tage, den Kunden werden allerdings Zahlungsziele von bis zu 60 Tagen oder mehr eingeräumt.
Die staatliche Hilfe, die Transportunternehmen dafür derzeit in Anspruch nehmen können ist minimal und beschränkt sich auf die Stundung von Fahrzeugsteuer und Maut. Ein Irrsinn und völlig ohne Verhältnis!
Wir fürchten, daß nach der Zeit der Großzügigkeit, in der jeder etwas bekommt der sich medial nur laut genug beschwert, die Zeche gezahlt werden muss. Sollen dann erneut Transportunternehmen, die in der Vergangenheit schon oft zur Zielscheibe unprofessioneller Politiker wurden, einfach alles bezahlen, ohne während der Krise materielle Unterstützung erhalten zu haben? Wenn es so sein sollte, kann das in naher Zukunft zu einem erheblichen Mangel an Fahrern und Transportunternehmern führen.
Wir haben beschlossen, niemanden zu entlassen. Wir können unsere Fahrer nicht im Stich lassen. Dennoch können wir die Haltung des Staates nicht verstehen, der in dieser schwierigen Situation ein Marktsegment und die dortigen Marktteilnehmer nicht unterstützt, die so stark betroffen und gleichzeitig auch so wichtig für das Funktionieren der ganzen Gesellschaft ist. Das trotz und vor allem aufgrund der prozentual unangemessen überhöhten Steuerbelastung dieser Marktteilnehmer.