„Ich bin kein Experte für Infrastruktur oder Ökologie, um die Auswirkungen der Errichtung des Donau-Oder-Elbe-Kanals auf die Umwelt zu bewerten“, führt Petr Kozel, Vorstandsvorsitzender von VCHD Cargo, an und fügt hinzu: „Aber meine lebenslange Erfahrung in Wirtschaft und Transport hat mich gelehrt, direkte Fragen zu stellen und nach den richtigen Antworten zu suchen. Meiner Meinung nach ist es gut, eine solche Mega-Konstruktion aus der Perspektive der Schlüsselfaktoren jedes erfolgreichen Projekts zu betrachten“:
- Fragen wir den Markt, ob er ein ähnliches Projekt nutzen würde. Der Wassertransport ist nicht für „Stückgutsendungen“ gedacht. Vielleicht können wir uns daher an die 100 größten Exporteure und Importeure wenden, die Lead Time sowie den ungefähren Preis modellieren und fragen: „Ziehen Sie diesen Weg in Erwägung? Haben Sie heute Warenumfänge zu Lieferstandorten auf der Donau, Oder und Elbe? Passt Ihnen diese Transportart? Obwohl ich verstehe, dass die heutigen Zahlen möglicherweise nicht mit den zukünftigen Bedürfnissen korrelieren, kann uns das heutige Ergebnis bei unseren Entscheidungen beeinflussen.
- Ich arbeite im LKW-Transport und sehe einen konstanten Druck, die Lieferzeit zu verkürzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kunden in 15 bis 20 Jahren mit Lieferungen innerhalb von einigen Tagen zufrieden sein werden. Die Konkurrenz durch andere umweltfreundliche Verkehrsträger wie Eisenbahn oder Lastwagen, die Strom oder Wasserstoff verwenden, dürfte Fernverkehr-Standard werden und eine deutlich schnellere Lieferung gewährleisten. Ein weiteres Risiko ist die Bauzeit. Die Erfahrung zeigt mir, dass der Staat jede Baumaßnahme ganz lange tätigt und die versprochenen Fristen deutlich überschreitet. Hier wird es ohne vollständige Fertigstellung leider keine Umsätze geben und das Warten und dadurch die Anforderungen an die Ausgaben aus dem Staatshaushalt können sehr lang sein.
- Ein ähnliches Projekt hängt nicht nur von unserer Entscheidung ab, sondern insbesondere von der Fertigstellung der Infrastruktur an den Endpunkten. Abgesehen von der Elbe und Hamburg gibt es an den Endterminals keine ausreichenden Kapazitäten.
- Bei ähnlichen Bauten besteht immer ein gewisser Verdacht auf Korruption. Und es ist immer notwendig, dies mit anderen Anforderungen des Verkehrs oder des Staates zu vergleichen. Und es ist wahr, dass ein schlanker Staat mit minimalen Kosten am besten ist.
- Einfluss auf den Tourismus. Sehr oft sehe ich Kanäle im Ausland als einen Ort, wo sich der Tourismus in all seinen Formen konzentriert. Aber hier stellt sich wieder eine einfache Frage: „Für wen ist dieser Bau in erster Linie bestimmt und wer wird es zurückzahlen?“
Meiner Meinung nach müssen für jede Entscheidung die Strategie, die Wirtschaftlichkeit und letztendlich die Auswirkungen auf die Umwelt und auf die umgebende Infrastruktur klar sein. Bisher kommt mir der Bau nur als Wunsch von bestimmten Persönlichkeiten vor und das scheint mir zu wenig zu sein.
Ing. Petr Kozel, Vorstandsvorsitzender von VCHD Cargo a.s.